Interview mit Christian Niederle und Tanja Rosendahl, Network Corporate Finance

VC Magazin: Wie hat sich das Anforderungsprofil der Corporate Finance-Berater im Rahmen von Venture Capital-Finanzierungsrunden in den letzten 18 Jahren verändert?

Niederle: Mit dem Neuen Markt setzte erstmals die Bereitschaft ein – getrieben von Corporates –, bei Transaktionen, Joint Ventures, aber auch Finanzierungen Berater einzubinden. Das lag zum großen Teil daran, dass bis dahin Deals häufig proprietär waren, es also selten breitere Prozesse gab. Daher hatten Berater in erster Linie zwei Aufgaben: eine marktgerechte Bewertung zu ermitteln und den Transaktionsprozess zu steuern. Auch war die Ansprache internationaler Investoren damals meist auf Europa beschränkt – und wer nach Asien blickte, der hatte in der Regel lediglich Japan im Fokus. Heute ist das gar nicht mehr denkbar.

Rosendahl: In den letzten Jahren ist auch vonseiten der Start-ups eine deutlich höhere Bereitschaft zu beobachten, Berater zu beauftragen und in den Prozess einer Finanzierungsrunde einzubinden. Unseres Erachtens hat das zwei Hauptgründe: Zum einen sind die Volumina von Folgerunden spürbar gestiegen und internationaler geworden, zum anderen suchen junge Wachstumsunternehmen ab einem bestimmten Punkt auch aktiver nach strategischen Investoren.

VC Magazin: Wie hat sich das Kaufverhalten deutscher Konzerne im Bereich Akquisitionen von (Technologie-)Start-ups verändert?

Rosendahl: Wir beobachten in der letzten Zeit, dass sich immer mehr Konzerne neu in Richtung Zukunftsm rkte positionieren. Das liegt daran, dass Märkte zunehmend miteinander und ineinander verschmelzen. Nehmen Sie das Beispiel Mobility-Markt: Der typi sche Käufer in diesem Sektor ist heute nicht mehr der, der es vor fünf oder zehn Jahren war. Heute besch ftigen sich beispielsweise auch Konzerne wie Bosch nicht mehr ausschließlich mit Technologie, sondern auch mit Themen wie Mobiliätskonzepten. Andersherum stellen Automobilkonzerne nicht mehr nur Fahrzeuge her, sondern beschäftigen sich mit Themen wie Konnektivität und Smart Home. Das bedeutet, dass der Markt immer breiter geworden ist und mittlerweile dort auch Unternehmen auftreten, deren Ursprünge in ganz anderen Märkten liegen.