Wie beurteilen Sie die Qualität der Wachstumsunternehmen in Deutschland?

Tanja Rosendahl, Network Corporate Finance
Die Start-up-Landschaft ist in Deutschland in den letzten Jahren nicht nur für klassische Venture Capital-Investoren, sondern auch für Mittelständler, Corporates und die öffentliche Hand in einen immer stärkeren Fokus gerückt. Entsprechend ist das Angebot zur Unterstützung von Start-ups, auch unabhängig von einer Finanzierung, immer breiter geworden. Gleichzeitig verknüpfen sich die Start-ups untereinander stärker und profitieren dadurch von Erfahrungen anderer. Daher ist in den letzten Jahren bei Start-ups in der Wachstumsphase eine zunehmende Tendenz zur Professionalisierung zu sehen, was wiederum eine Notwendigkeit zum Erhalt von Kapital in der Wachstumsphase ist.

„Eine Internationalisierung ist auch eine Frage der Finanzierung.“

Wie viel ist dran am häufig geäußerten Vorwurf, die hiesigen Start-ups würden nicht global genug denken?

Tanja Rosendahl, Network Corporate Finance
Dieser Vorwurf trifft auf einige Start-ups sicherlich zu, oft mangels Erfahrung. Eine Internationalisierung bedeutet sehr viel höhere Komplexität im Unternehmen. Da viele Venture Capital-Investoren in der ersten Phase auf Fokussierung und geringe Komplexität des Geschäftsmodells drängen, ist es dann später manchmal für Gründer gar nicht so einfach, den Schalter umzulegen. Gleichzeitig ist eine Internationalisierung auch eine Frage der Finanzierung, nur mit ausreichend Kapital kann ein Start-up auch sinnvoll den Eintritt in internationale Märkte angehen.

Oftmals beklagen Gründer, in Deutschland stünde nicht genug Wachstumskapital zur Verfügung. Ein berechtigter Kritikpunkt?

Tanja Rosendahl, Network Corporate Finance
Leider ist das oft der Fall. Die deutschen respektive euro- päischen Fonds erreichen immer noch nicht das Volumen ame- rikanischer oder asiatischer Fonds, was auch mit der Risiko- bereitschaft zusammenhängt. Entsprechend ist das Kapital für Wachstumsunternehmen noch begrenzt. Es zeigt sich aber eine steigende Tendenz zu größeren Fondsvolumina, nicht zuletzt aufgrund der hohen Liquidität im Markt. Auch die steigende Zahl an Debt-Fonds dürfte zu einer besseren Finanzierungs- situation von Wachstumsunternehmen führen.

In welchen Branchen/Sektoren sehen Sie die größten Chancen für Start-ups made in Germany?

Tanja Rosendahl, Network Corporate Finance
Der Großteil der Start-ups im Jahr 2017 war tätig in den Berei- chen Software/IT/SaaS-Modelle; dies wird in Deutschland auch weiterhin Schwerpunkt bleiben. Viele institutionelle Investoren verstehen solche Geschäftsmodelle und investieren darin. Hier grenzen die Themen IoT/Industrie 4.0 an, die für ein Industrie- land wie Deutschland hohes Potenzial bieten. Daneben stehen Geschäftsmodelle zu Dienstleistungen im Digital-/Finanz- und E-Commerce-Bereich sowie der Sektor Life Sciences/Health, die ich ebenfalls als sehr vielversprechend einschätze.

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